Frauen & Inklusion
Nachdem immer mehr Frauen aus der Mittelschicht bezahlter Arbeit nachgehen und sich die geschlechterstereotype Aufteilung von Haushaltsarbeit kaum ändert, werden Putztätigkeiten in privaten Wohnräumen zunehmend ausgelagert und von weniger privilegierten Frauen schwarz bezahlt durchgeführt.
Damit werden globale Ungleichheiten in Privathaushalte getragen, die Gig-Economy Unternehmen für profitorientierte Interessen nutzen. Bisher gibt es kaum Daten über diese Gruppe an Arbeiterinnen, die ihre Aufträge über virtuelle Plattformen erhalten.
Im Rahmen des Projekts GigClean wird nun untersucht, wie Haushaltsreinigungskräfte in Wien die Arbeit in der Gig-Economy erleben.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Reinigungsarbeit über online Vermittlungsplattformen das Risiko birgt, Arbeitsbedingungen zum Nachteil von Reinigungskräften zu verändern, Jobanforderungen und Lohndruck zu erhöhen wie auch bestehende Informations- und Machtasymmetrien zwischen Arbeiterinnen und Kund:innen zu verstärken.
Projektleiterin und Soziologin Laura Wiesböck erklärt: „Die Arbeitsbedingungen der Befragten sind vielfach von „Reservearmee-Mechanismen“ geprägt, was sich unter anderem durch das visuelle Überangebot an Profilen von Reinigungskräften auf den Plattformen bedingt. Die scheinbar leichte Ersetzbarkeit der Arbeiterinnen ist mit einer Verschlechterung von Löhnen verbunden und kann den Druck auf Arbeiterinnen erhöhen, schnell auf Anfragen zu antworten, da Aufträge ansonsten innerhalb kurzer Zeit weitergegeben werden“.
Befragte berichten davon, permanent digital erreichbar sein zu müssen, nicht nur um ihre Auftragslage sicherzustellen, sondern auch, da sie ansonsten mitunter negative Bewertungen erhalten, die Kund:innen auch ohne dem Zustandekommen eines Auftragsverhältnisses abgeben können. Zusätzlich berichten Interviewpartnerinnen von unregelmäßigen Arbeitsaufträgen, die teilweise von Klient:innen kurzfristig abgesagt werden, womit ein unabgegoltener Zeitaufwand und Verdienstentgang entsteht, der zu einer mangelnden Planbarkeit ihres Einkommens führt.
In der Studie zeigt sich schließlich auch, dass bestimmte online Plattformen die Fokussierung auf das Aussehen von Reinigungskräften begünstigen, da deren Portraitfoto vergleichsweise viel Raum in der Profildarstellung einnimmt. Dies kann die Idee befördern, dass Attraktivität zu einem zentralen Einstellungskriterium wird, und in der Folge zu lookistischen Auswahlprozessen führen.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden zum Anlass genommen, eine Website in 16 Sprachen zu erstellen, um die Reinigungskräfte hinsichtlich ihrer eigenen rechtlichen Lage zu informieren. Das betrifft etwa Fragen zu Löhnen, Versicherungen, Vorgehensweisen bei Belästigungen, oder auch was passiert, wenn bei der Arbeit etwas kaputt geht.
Die Seite gigclean.net bietet darüber hinaus einen niederschwelligen animierten Informationsclip sowie eine zielgruppenspezifische Auflistung von Organisationen und Vereinen, die Reinigungskräften bei weiterführenden Fragen unterstützen können.