Gesundheit & Pflege
Die Lebenserwartung von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung steigt. Damit geht auch ein Anstieg an altersbedingten Krankheiten einher – allen voran Demenz. Das stellt Betreuer:innen in der Behindertenhilfe zunehmend vor Herausforderungen. Bis zum Jahr 2030 wird jede:r zweite Bewohner:in in stationären Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe 60 Jahre oder älter sein und zählt somit zur Risikogruppe für die Entwicklung einer demenziellen Erkrankung.
Der Pflege- und Betreuungsaufwand von demenzerkrankten Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung ist im Vergleich zu nichtdementen Personen deutlich erhöht. Das führt bei ihren Betreuungspersonen zu einer erheblichen Mehrbelastung.
Da eine demenzielle Entwicklung oft sehr langsam und schleichend verläuft, ist für die Betreuungspersonen nicht immer klar erkennbar, wann sich eine solche Erkrankung anbahnt. Eine frühzeitige Erkennung einer Demenz ist aber notwendig, um auf die Herausforderungen in der Pflege und Betreuung vorbereitet reagieren zu können und somit physische und psychische Belastungen zu reduzieren.
Die Uni Graz verfolgte im Zuge ihres durch die Digioffensive geförderten Projekts das Ziel, ein digitales Tool zur frühzeitigen Erkennung einer demenziellen Erkrankung bei Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung zu konzipieren und dazu einen Prototyp zu entwickeln. Dadurch sollen belastende Situationen, die sich durch Demenzsymptome von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung für das Betreuungspersonal ergeben, minimiert und Möglichkeiten der Begleitung und Förderung verdeutlicht werden. Das Tool wurde in einem partizipativen Prozess mit allen beteiligten Akteur:innen entwickelt und soll den Alltag für die Betreuungspersonen erleichtern und ihre Beobachtungs- und Kommunikationsmöglichkeiten erweitern.
Das Projektteam der Uni Graz erläutert: „Das Tool ermöglicht eine differenzierte Beobachtung der Entwicklung der Personen in sehr unterschiedlichen Dimensionen (Verhalten, Emotionen, Kognition...), ist einfach und übersichtlich in der Handhabung und stellt bei Bedarf auch Ideen zur Unterstützung im Alltag zur Verfügung.“
Bei der Gestaltung des digitalen Tools wurde insbesondere darauf geachtet, dass es von Betreuungspersonen der Behindertenhilfe ohne diagnostische Kenntnisse angewandt und genutzt werden kann. Zusätzlich soll es eine Verlaufsdokumentation und die Verwendung als Informationstool für die wechselseitige Kommunikation ermöglichen.
Das Tool stärkt die diagnostischen Möglichkeiten der Betreuungspersonen, erleichtert die Beobachtung, unterstützt die Dokumentation und interne Informationsweitergabe, zeigt Fördermöglichkeiten auf und vermindert die Belastungen für die Betreuungspersonen im Alltag.