Gesundheit & Pflege
Weniger Dokumentation, Bürokratieabbau, Deregulierung – Begriffe, die immer auch dann zum Einsatz kommen, wenn in der Politik über Pflege gesprochen wird. Dadurch soll mehr Zeit für die „richtige“ Pflege geschaffen werden. Pflege gehört reformiert, so viel ist klar. In der AK Oberösterreich wurde im Rahmen des AK-Zukunftsfonds Pflegedokumentation neu gedacht.
Gemeinsam mit dem Pilotträger Sonnenhof Linz wurde die Pflegedokumentation für zwei Heime neu erarbeitet: Die Erkenntnisse wurden in eine digitale Lösung übergeführt, alle Beschäftigten geschult und die Dokumentation etappenweise in allen Bereichen eingeführt.
Was das Besondere daran war? Alle Berufsgruppen und Hierarchieebenen waren in die Weiterentwicklung der Pflegedokumentation eingebunden. Im Rahmen von moderierten Workshops wurden wesentliche Bestandteile der Pflegedokumentation erarbeitet, die zentralen Ergebnisse in die Software integriert und der neue Zugang zur Pflegedokumentation mit den Aufsichts- und Prüforganen abgestimmt.
Das Ergebnis ist grandios, die Akteur:innen waren begeistert: Es erfolgte ein Paradigmenwechsel in der Pflegedokumentation, der dadurch erkennbar ist, dass weniger die Defizite abgebildet werden, sondern nun die Ressourcen, die die Bewohner:innen noch haben. Verbunden mit diesem Paradigmenwechsel war eine Umstellung auf eine Praxisorientierte Pflegediagnostik (POP), die besser geeignet ist, die Bedürfnisse der Bewohner:innen abzubilden.
„Die Aussagen der Mitarbeiter:innen zu diesem Thema sind zu einem sehr hohen Anteil sehr positiv, da sie die Sicherheit bekommen haben, die Aufgaben gesetzmäßig umsetzen zu können und die bestmögliche Versorgung unserer Bewohner:innen ermöglichen zu können. Als Betriebsrat kann ich nur sagen: mehr solche Projekte die Mitarbeiter:innen etwas bringen, stabilisieren, Sicherheit und Zufriedenheit auf beiden Seiten erzeugen!“, so Andreas Kiener, Betriebsrat der Marktgemeinde Gunskirchen.
Aufgrund des großen Erfolgs ist die neue Pflegedokumentation in 131 Heimen in Oberösterreich mit 7.000 Mitarbeiter:innen zum Einsatz gekommen.
Projektleiter Martin König zeigt sich erfreut: „Unsere Erwartungen an dieses Projekt wurden übertroffen. Ein Danke allen beteiligten Mitarbeiter:innen, die mit ihrer Beteiligung, ihrem Engagement, Motivation und Flexibilität zum Gelingen dieses Projektes beigetragen haben und somit die Grundlage für eine (noch) effizientere Pflegedokumentation geschaffen haben!“
In Anbetracht der prekären Lage in vielen Pflegeeinrichtungen in Österreich besteht dringender Handlungsbedarf zur Verbesserung der Arbeitssituation von Pflegenden.
Das oberösterreichische Modell zeigt, dass Strukturen neu gedacht werden können.